Gewässer
Bei meinen täglichen Kontroll-Touren durch mein Revier kamen mir immer wieder zwei Fragen auf. Hat das Gewässersystem im Gehölz auch einen Namen? Wie es die Wandse hat, die den Eichtalpark durchquert und in der Alster mündet? Und woher kommt das Wasser, das das Gehölz mutmaßlich von Osten nach Westen durchströmt?
Die erste Frage ließ sich recht schnell klären. Das Gewässersystem hat historisch gesehen den Namen „Gehölzbach“. Aber da es sich mittlerweile fast nicht mehr um einen Bach handelt – es ist an manchen Stellen nicht einmal einen Meter breit –, handelt es sich eher um ein Grabensystem und die Bezeichnung „Gehölzgraben/Gehölzgräben“ ist angebrachter.
Die zweite Frage zu klären ist schwieriger. Und um es vorwegzunehmen, ich habe mich mit dem Anliegen an die Grünaufsicht des Bezirksamt Wandsbek gewandt. Und dort an das Fachamt des Management des öffentlichen Raums, das auch für die Wandsbeker Gewässer zuständig ist. Die Antwort steht aber noch aus. Bei Vorliegen einer Antwort wird dieser Beitrag hier natürlich sofort mit den aktuellsten Daten aktualisiert.
Zunächst einmal kann man konstatieren, dass der Gewässerfluss in den Gräben ganz offensichtlich vom vierten Gehölz im Osten bis zum ersten Gehölz im Westen – das aber keine Gehölzgräben hat – verläuft. Kurz gesagt, von Ost nach West. Man kann den Gehölzgraben zurückverfolgen bis zum Husarenweg – der kleine Parkweg mit dem Kinderspielplatz östlich der Concordia-Vereins-Gaststätte –, zu dem er – vom vierten Gehölz kommend – parallel rechts davon verläuft. Dann jedoch endet er am Universitätsgelände der Bundeswehr und kann nicht weiterverfolgt werden. Doch wo ist ist seine Quelle oder der Ursprung des Wasserzuflusses?
Es gibt einen wichtigen Punkt bei der ganzen Sichtung. Nämlich den, dass Wasserführung im ersten und zweiten Gehölz und Wasserführung im dritten und vierten Gehölz getrennt voneinander zu betrachten sind. Und auch geografisch (fast) getrennt voneinander verlaufen. Und auch Quellen haben. Es gibt somit zwei Wassersysteme.
Zum ersten und zweiten Gehölz:
Das erste Gehölz hat keinen Gehölzgraben. Und das zweite Gehölz hat einen Grabenverlauf, der direkt von Süden nach Norden zieht. Er beginnt mit einem Wasserzufluss in der Jüthornstraße, nahe des großen Kinderspielplatzes. Das Besondere daran ist, dass es in Marienthal an der BAB 24 ein unter Denkmalschutz stehendes Pumpenhäuschen gibt, das die tiefer gelegene Horner Rennbahn und den dortigen Freizeitpark entwässert und das Wasser in diesen Grabenverlauf im zweiten Gehölz pumpt.
Die Kielmannseggstraße macht kurz vor der Autobahn einen Schlenker in Richtung Nöpps. Dort bei etwa Hausnummer 174 steht das Pumpenhäuschen. Direkt dahinter ist die Autobahn bzw. die Lärmschutzwand dorthin. Damit ist zumindest die Wasserzuführung zum ersten respektive zweiten Gehölz geklärt.
Der Gehölzgraben im zweiten Gehölz endet von Süden aus betrachtet links vom ersten Gebäude des Gehölzweges unterirdisch. Der unterirdische Kanal verläuft etwa auf Kellerhöhe eines Hauses. Da die Schule an der Bovestraße sicher auch ein Kellergeschoss hat, vermute ich, dass der Kanal an den Bahngärten von Süden aus gesehen links abbiegt und unter dem Fussweg im östlichen Teil des ersten Gehölzes verläuft – wie es auch die Karte angibt. Er fließt dann weiter unter der Schädlerstraße und der Wendemutstraße und mündet schließlich in die Wandse.
Weiter blickend versorgt der Gehölzgraben somit die Wandse, dann die Alster und schließlich die Elbe mit Wasser.
Nun ist auch nachvollziehbar, warum das erste Gehölz keinen Gehölzgraben hat. Denn das Wasser verläuft unter der östlich davon gelegenen Schule.
Zum dritten und vierten Gehölz:
Übrig bleibt die Frage, wie der Wasserlauf im dritten und vierten Gehölz stattfindet und wo das Wasser herkommt. Es verläuft nachprüfbar von Osten nach Westen. Und das dritte und vierte Gehölz hat nicht nur vier Teiche respektive Tümpel, die Wasser brauchen. Sondern ist auch durchzogen von vielfältigen Gehölzgräben, die alle Wasser enthalten und transportieren. Die Wasserversorgung nur auf Oberflächengewässer von höher liegenden Flächen zurückzuführen ist nicht schlüssig.
Allerdings ist vielleicht zielführend, dass es zwischen beiden Wassersystemen doch eine kleine Verbindung und somit Wasserzufuhr gibt. Der Gehölzgraben im zweiten Gehölz, der das Wasser von der Pumpstation aus Horn bekommt, hat doch einen Zulauf eines Gehölzgrabens vom dritten Gehölz auf Höhe des Kinderspielplatzes. Und an der westlichen Spitze des dritten Gehölzes ist auch eine Kanalführung vorhanden, durch die das Wasser aus dem dritten Gehölz (dann vermutlich unterirdisch) in den Gehölzgraben des zweiten Gehölzes gelangt.
Irgendwohin muss ja schließlich das Wasser aus dem vierten und dritten Gehölz fließen, auch wenn es eventuell unterirdisch oder als Sickerwasser fließt.
Aber das Graben-/Teichsystem im dritten und vierten Gehölz bleibt somit (noch) ein Rätsel.
Ich habe vom Fachamt Management des Öffentlichen Raumes nun eine weiterführende Antwort zum Thema Wasserversorgung des Gehölzes, speziell des 3. und 4. Gehölzes, erhalten. Abschließend konnte man meine Frage aber auch nicht beantworten.
Ich hänge die mir übersandte Karte hier an. Ich gehe einmal den Oberflächenwasserverlauf von Osten nach Westen, im Verlauf des fließenden Wassers, ab.
Die beiden Gehölze erhalten vom Wassergraben südlich entlang des Husarenwegs ihr Wasser. Und südlich der Gaststätte Concordia ist tatsächlich ein Rückhaltebecken, Martin hatte hierzu recht. Das Wasser fließt von diesem Rhb vermutlich unterirdisch ins 4. Gehölz in den großen Teich.
Und der große Teich speist den kleinen Teich weiter westlich und das dortige, sumpfige Gelände südlich und südöstlich des Piratenspielplatzes mit Wasser. Wasserverläufe sind hier diverse Wassergräben, die nördlich des mittleren Weges verlaufen.
Dieses Wasser unterquert links vom Übergang vom 4. zum 3. Gehölz die Straße und kommt südlich des Spazierweges heraus. Und speist dann seinerseits durch mehrere Wassergräben den kleinen Teich im 3. Gehölz.
Ich bin heute gerade mal den mittleren Weg abgegangen und habe mir das direkt vor Ort angeschaut. Die Wasserführung ist wirklich in sich schlüssig und passend.
Bleibt unsere bestehende Frage, die ganz am Anfang meiner Überlegungen stand: Woher bekommt der Wassergraben entlang des Husarenwegs im Osten der beiden Gehölze sein Wasser?
Diese Frage konnte mir das Fachamt nicht beantworten. Sie haben mich an die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft verwiesen. Ich greife das Thema jetzt nochmals auf und werde mich an diese Behörde wenden und unser Anliegen dort vortragen. Ich hoffe, wir bekommen eine dann schlüssige Antwort auf unsere Frage.
Kurzer Nachtrag: Von der BUKEA habe ich auch nach 8 Wochen noch keine Antwort erhalten. Aber das Rätsel ist gelöst und die obige Frage beantwortet. Siehe im Beitrag „ Lösung des Rätsels“ im Beitragsarchiv für 2024.
ZUM GEWÄSSERSYSTEM DES 1. WANDSBEKER GEHÖLZES (GEHÖLZE I UND IA) BIS ZUR MÜNDUNG DES GEHÖLZGRABENS IN DIE WANDSE
Zuvorderst sei der Einfachheit halber an die definitorischen Vorbemerkungen zu meinem ersten Kommentar unter dem Beitrag “Das Rätsel ist gelöst, …” von Thomas Biedermann hier auf der Seite verwiesen.
Sodann sollten wir uns nochmals ins Bewusstsein rufen, dass sämtliche Wandsbeker Gehölze über das offiziell ‘Gehölzgraben’ genannte Gewässer in die Wandse und somit mittelbar in Alster, Elbe sowie Nordsee entwässern. Auf ihrem Weg von der Quelle zu der Mündung ist der Gehölzgraben dabei das letzte natürliche Gewässer, das der Wandse aktuell zufließt – danach folgen nur noch von rechts der in aller Regel trockene Entwässerungsgraben Grete-Zabe-Weg, der intermittierend minimal wasserführende Entwässerungsgraben Elfriede-Lohse-Wächtler-Weg sowie der in der Tat auffallend wasserreiche Notüberlauf westlich der Friedrichsberger Straßenbrücke. Dies war nicht immer so: Historisch trafen auf die Wandse noch mindestens der Barmbek-Hinschenfelder Grenzgraben (in der Nordwestecke des Wandsbeker Mühlenteich), der von der einstigen Landwehr mitgenutzte Graben aus dem Hasselbrook (am Südende der heutigen Lessingstraße) sowie die kurze Schürbek (südwestlich von St. Gertrud ebenfalls in den Kuhmühlenteich). Die im gleichen Zusammenhang bisweilen genannte Schulenbek entwässerte dagegen in Richtung Bille, jedoch ohne diese jemals zu erreichen.
Im Folgenden befassen wir uns dagegen ausschließlich mit dem Gehölzgraben, der in früheren Zeiten allerdings zunächst Gehölzbach genannt wurde – was freilich aufgrund der hochdeutschen Lautung kaum seine historische Namensform sein kann. Auch von daher wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die These aufgestellt, dass sein ursprünglicher Name ‘Wantesbek’ gewesen sei – und Wandsbek seinen Namen demnach vom Gehölzgraben erhalten habe. Dabei wurde dann insbesondere auf eine Etymologie mit einem femininen Wort ‘Wanda’ für “Grenze” hingewiesen – was jedoch weder von der Wortbildung her (das Binnen-S kann nur bei Maskulina und Neutra angesetzt werden, auch das ursprüngliche T bleibt vollkommen unerklärt) noch von der Sache her (im Verlauf des Gehölzgrabens gab es zu keiner Zeit eine administrative Grenze) möglich ist.
Wenn man sich nun fragt, wo der Gehölzgraben endet und dafür einschlägige Karten konsultiert, wird man sogleich feststellen: An der von amtlichen Kartenwerken über Google Maps bis hin zu Open Street Map postulierten Stelle östlich der Wendemuthstraßenbrücke ist leider keinerlei Zufluss in die Wandse zu konstatieren. In Wirklichkeit mündet der Gehölzgraben dagegen westlich davon über eine große betongefasste Röhre mit grober, derzeit halb offen stehender Vergitterung. Eine Strömung ist an der besagten Stelle allerdings in aller Regel nicht zu erkennen, da die Schüttung zu gering und die Wassertiefe der Wandse hier relativ groß ist. Beim jüngsten Starkregenereignis im Wandsbeker Gehölz am 17. Juni 2024 war dies freilich ganz anders: Hier traten tatsächlich erhebliche Wassermengen aus der scheinbar toten Röhre aus.
Nach seiner Mündung verläuft der Gehölzgraben dann flussaufwärts auf voller Länge verrohrt bis zur Bahnlinie Hamburg-Lübeck, mithin auch im Bereich des 1. Wandsbeker Gehölzes. Zunächst aber unterquert er – gut erkennbar an einigen Schachtdeckeln – in einem Winkel von 45 ° die Wendemuthstraße und trifft etwa an der Nordecke des Hauses Nr. 7 auf deren Ostseite. Auch nach Unterquerung der Rüterstraße verläuft er stets auf der östlichen Straßenseite der Schädlerstraße bis zu deren Einmündung in die Schlossstraße.
Zuvor erreicht den Gehölzgraben aber noch sein einziger aktueller Zufluss zwischen seiner Mündung in die Wandse und dem südlichen Ende des 1. Gehölzes – natürlich unterirdisch und auch nur rund fünfmal im Jahr: der Überlauf des Mischwasserrückhaltebeckens Schädlerstraße. Dieses erste seiner Art war von 1988 bis 1992 gebaut worden und befindet sich unter dem westlichen Ende des Parkplatzes zwischen Wandsbeker Zollstraße und Rüterstraße, direkt an der Bushaltestelle Wendemuthstraße der Metrobuslinie 8 in Richtung Poppenbüttel – wo nicht nur zahlreiche Schachtdeckel im Boden, sondern auch das Technikgebäude der Hamburger Stadtentwässerung davon zeugen. Es wurde im Rahmen des Alsterentlastungskonzepts geschaffen, um zu verhindern, dass aus den Mischwassersielen innerstädtischer Gebiete bei Starkregenereignissen große Mengen verunreinigten Wassers in die natürlichen Gewässer geraten.
Nach Unterquerung der Schlosstraße gab es in historischer Zeit dann noch einen kurzen offenen Abschnitt des Gehölzgrabens bis zur Kneesestraße, der aber längst verdeckelt ist. Der genaue Verlauf liegt hier zwischen den Häusern Schlossstraße 112 und Neumann-Reichardt-Straße 4. Westlich des Hauses Kneesestraße 2 und somit bereits am Rand des 1. Gehölzes (Gehölz Ia) zeigen historische Karten nun bis etwa 1915 eine Besonderheit: einen echten, mehr oder weniger natürlichen Zufluss des Gehölzgrabens von links bzw. Westen, der – zweimal in Richtung Süden abgewinkelt – am Südrand der Grundstücke der Schlossstraße (Gehölz I) entlangführt und ungefähr unterhalb der heutigen Robert-Schuman-Brücke entspringt. Historisch dürfte er jedoch über Schlosskanal und -graben das Gebiet bis Freesenstraße (mit historischem Freesendiek!), Rantzaustraße und Claudiusstraße entwässert haben – man bedenke, dass auch die Wantesburg ursprünglich ein Wasserschloss war. Dieser Wasserlauf ist leider ohne erkennbare Relikte unwiederbringlich zugeschüttet, wodurch das 1. Gehölz in der Tat oberflächlich abflusslos bleibt.
Nach Unterquerung der Kneesestraße führt der verrohrte Gehölzgraben dann zwar nicht unter der Schule Bovestraße oder unter dem westlichsten Weg in Gehölz Ia (wie oben gemutmaßt) hindurch, sondern am westlichen Rand von deren Grundstück bzw. des Grundstücks von fördern & wohnen (früher: Hamburger Arbeit) entlang. Erst bei dem Schachtdeckel unter dem Schild der letzteren Einrichtung knickt er dann genau nach Süden ab, kann auf der südlichen Seite der Straße Bahngärten erstmals zumindest durch eine Vergitterung hindurch erblickt werden und führt dann – wiederum entgegen zahlreichen Karten – genau in rechtem Winkel unter der Bahnlinie Hamburg-Lübeck hindurch, um schließlich ins 2. Gehölz einzutreten.
Da die Website alle Dateianhänge kunterbunt durchmischt hat, hier noch kurz die Bilderläuterungen für den obigen Kommentar:
1. Funktionsgebäude der Hamburger Stadtentwässerung für das Mischwasserrückhaltebecken Schädlerstraße
2. Schachtabdeckung des Gehölzgrabens am südlichen Ende des Grundstücks Bahngärten 11
3. Mündungsbereich des Gehölzgrabens in die Wandse westlich der Wendemuthstraßenbrücke
4. Vergitterter Zugang zum Gehölzgraben auf der nördlichen Seite des Damms der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck
5. Querungsbereich des Gehölzgrabens unterhalb der Wendemuthstraße in Richtung Wandse
6. Mündung des Gehölzgrabens in die Wandse
7. Blick durch die Verrohrung des Gehölzgrabens unter der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck in Richtung 2. Gehölz
8. Unterirdischer Verlauf des Gehölzgrabens an der Nordwestecke des Grundstücks der Schule Bovestraße
9. Beispiel für eine fehlerhafte Kartierung der Mündung des Gehölzgrabens in die Wandse
10. Tafel mit Darstellung des Mischwasserrückhaltebeckens Schädlerstraße
11. Historische Karte mit Verlauf des einzigen Zuflusses des Gehölzgrabens im 1. Gehölz aus Richtung der heutigen Robert-Schuman-Brücke
12. Fließender Gehölzgraben in der Verrohrung unterhalb der Bahnlinie Hamburg-Lübeck
Ich habe versucht, Ihre Bildbeschreibungen dem jeweiligen Foto als Bildunterschrift hinzuzufügen, leider unterstützt das Plugin, das das Anhängen von Dateien an Kommentare erlaubt, nicht die Verwendung von Bildunterschriften, sprich, sie werden leider nicht im Kommentar am Foto dargestellt. Schade.
ZUM GEWÄSSERSYSTEM DES 2. WANDSBEKER GEHÖLZES ZUZÜGLICH DES WEITEREN VERLAUFS DES GEHÖLZGRABENS ZWISCHEN JÜTHORNSTRASZE UND NÖPPS
Trotz seiner geringen Ausdehnung bietet das 2. Wandsbeker Gehölz neben seinem Hauptgewässer – dem Gehölzgraben – auf kleinem Raum eine Vielzahl interessanter hydrologischer Erscheinungen. Zunächst einmal ist sehr bemerkenswert, dass der Gehölzgraben – obwohl erkennbar ein künstlich begradigter Wasserlauf – ausweislich alter Karten offenbar schon seit Jahrhunderten ungefähr an derselben Stelle wie heute verläuft. Und zwar sowohl im unbebauten Teil nördlich der Jüthornstraße als auch im bebauten südlich davon: Die Parzellierung Marienthals hat sich demnach ziemlich genau an die alten, wohl spätestens mit der Verkoppelung festgelegten Flurstücke mit ihren Grenzgräben gehalten.
Doch ist der Gehölzgraben bei Weitem nicht das einzige Gewässer im 2. Wandsbeker Gehölz: Historisch zeigen die Vermessungskarten bis 1915 einen zusätzlichen Entwässerungsgraben aus Westen, der unmittelbar am jetzigen Waldstreifen östlich der Robert-Schuman-Brücke ansetzt und in östlicher Richtung nacheinander die damals noch unbebauten heutigen Grundstücke bzw. Straßen Jüthornkamp 4 – Jüthornkamp – Jüthornkamp 13 – Schatzmeisterstraße 20 – Schatzmeisterstraße – Schatzmeisterstraße 21 quert, um danach in leicht verwinkeltem Verlauf direkt nördlich der südlichen Fußwegbrücke von links in den Gehölzgraben zu münden. Von diesem Gewässer ist heutzutage nichts mehr zu sehen – alle heutigen Zuflüsse münden stattdessen von rechts und Osten. Lediglich Senken in den betroffenen Straßen lassen vermuten, dass dort einst durchaus Entwässerungsbedarf bestand.
Noch größeren Entwässerungsbedarf weist allerdings bis in die heutige Zeit die östlich des Gehölzgrabens gelegene Seite des 2. Wandsbeker Gehölzes auf, die bei Starkregenereignissen aufgrund einer leichten Muldenform regelrecht großflächig vollläuft. Zu diesem Zweck wurde in dem Bereich zwischen dem Fußweg aus Richtung Waldfrieden und dem Fußweg nördlich des Spielplatzes zu einem mir unbekannten Zeitpunkt ein Netz an Entwässerungsgräben eingerichtet, das an insgesamt vier Stellen von rechts in den Gehölzgraben mündet. Teile dieser Gräben nehmen bei Bedarf zusätzlich auch Oberflächenwasser aus den angrenzenden Straßen bzw. Grundstücken auf. Die ersten drei der Gräben sind zudem über zwei etwas bzw. deutlich östlicher gelegene Quergräben miteinander verbunden, die allerdings zum Teil eine andere Abflussrichtung aufweisen, als die Fließpfeile des Hamburger Wasseratlasses suggerieren. Alle Gräben sind zudem in keiner Karte eingezeichnet, sondern nur indirekt über den Parameter der Senkentiefen visuell darstellbar.
Der vierte der genannten Entwässerungsgräben ist nicht mit den anderen verbunden, er mündet unmittelbar nördlich der südlichen Fußgängerbrücke in den Gehölzgraben – quasi als Pendant des nicht mehr existierenden historischen Grabens aus dem Jüthornkamp. Als einziger weist er auch eine – allerdings mit Erdreich und organischen Teilen verschüttete – Fortsetzung östlich des Fußwegs hinter der Straße Waldfrieden auf und setzt ungefähr hinter dem Grundstück Waldfrieden 9 ein. Zu einem früheren Zeitpunkt meiner Befassung mit dem Gewässersystem der Wandse und ihrer Zuflüsse hatte ich irrigerweise vermutet, hier sei historisch wohl der Zufluss aus dem 3. Gehölz in den Gehölzgraben erfolgt – dies ist orologisch aber gar nicht möglich, da die Jüthornstraße den Geestrücken, auf dem ungefähr die Rodigallee verläuft, fortsetzt und für natürlich verlaufendes Wasser stets ein unüberwindliches Hindernis darstellte. Vielmehr ist der am weitesten nordwestlich verlaufende Graben im 3. Gehölz mit dem Mischwassersiel Jüthornstraße verbunden und dient als dessen Notüberlauf, mithin mit einem Wasserfluss in südöstliche Richtung und nicht in diejenige des 2. Gehölzes.
Nun hat der Gehölzgraben im 2. Wandsbeker Gehölz allerdings aktuell noch einen fünften Zufluss unmittelbar südöstlich der südlichen Fußgängerbrücke, für den Thobie ebenfalls das Missing Link zwischen 2. und 3. Gehölz postuliert hatte. Dem ist aber nicht so, es besteht hier keinerlei Verbindung – und dennoch handelt es sich hier um einen ganz besonderen Wasserlauf: nämlich nicht um einen künstlich angelegten Entwässerungsgraben, sondern um ein natürliches Rinnsal. Und das Großartige an ihm ist, dass er sogar eine echte Quelle aufweist – genauer gesagt: einen sogenannten quelligen Bereich, den ich in einer der Karten mit einem roten Punkt gekennzeichnet habe. Es ist eine intermittierende, also phasenweise auch trockenfallende Quelle – aber hier tritt tatsächlich bei geeigneter Witterung oder Jahreszeit kontinuierlich Wasser aus, das sichtbar den kurzen mäandrierenden Verlauf in Richtung Gehölzgraben nimmt. Oberhalb dieses Bereichs setzt sich der Graben zwar leicht angedeutet in Richtung Süden fort und knickt dann im rechten Winkel in Richtung Spielplatz ab – hier ist aber ausschließlich mit Oberflächenwasser zu rechnen.
Damit haben wir die Zuflüsse im 2. Wandsbeker Gehölz alle abgehakt – wenden wir uns abschließend noch dem Gehölzgraben selber zu. Wie bereits erwähnt, tritt dieser (flussaufwärts gesehen) entgegen der Darstellung diverser Karten genau im rechten Winkel zur Bahnlinie aus seiner Verrohrung aus, erleidet kurz danach aber nochmals eine weitere Verrohrung unter einer Baustraße hindurch. Danach unterquert er mit bereits deutlich aufgeweitetem Bett nacheinander die Gehölzwegbrücke und die Waldfriedenbrücke. Zwischendurch passiert er eine durch spielende Kinder aus Ästen und Stämmen errichtete Furt sowie schließlich die südliche Fußgängerbrücke. Sein schnurgerader Weg setzt sich über die sich anschließende Unterquerung der Jüthornstraße samt begleitenden Fußwegen bis zur Ahornstraße fort – nur weicht das unbefestigte Flussbett hier Befestigungen unterschiedlichsten Alters und Erhaltungsgrads, vor allem aber mit deutlich schmalerer Sole und tieferem Einschnitt: wegen des geringeren Volumens mit ein Grund für die häufigeren Überflutungen in diesem Teil Marienthals.
Während der Gehölzgraben zwischen Jüthornstraße 84 und 86 noch frei verläuft, verschwindet er zwischen Ahornstraße 8 und 8a unter der Erdoberfläche und macht unmittelbar an der Straße zweimal einen rechtwinkligen Knick nach ONO sowie SSO – um nach deren Unterquerung westlich von Ahornstraße 9 und 7 in einer angedeuteten spiegelbildlichen S-Kurve seinen bestinstandgehaltenen künstlichen Verlauf zu nehmen. Dahinter wendet er sich endgültig in genau südliche Richtung, die er bis nach der Unterquerung der Bundesautobahn 24 nicht mehr verlässt. Allerdings nimmt er nördlich des Nöpps’ unmittelbar von rechts und ONO aus einem Rohr (siehe hellgrüne Linie rechts unten auf der Übersichtskarte) noch den Zufluss des östlichen Gehölzgrabens auf – weswegen ich das Gewässer südlich des Nöpps’ als Arbeitstitel auch lieber ‘südlicher Gehölzgraben’ nennen würde. Dieser Zufluss – so unbedeutend er visuell auftritt und so gering seine Schüttung in der Regel auch ist – ist entscheidend, um das Gewässersystem aller Wandsbeker Gehölze sowie der Horner Rennbahn als ein einziges zu erkennen. Wobei er – wenn man sich die umliegenden Geländehöhen ansieht – in der Tat ungefähr an der Stelle erfolgt, wo auch ein früheres natürliches Gewässer abgeflossen sein muss; wenngleich ein solches in keiner der Karten nach der Verkoppelung und Parzellierung des Geländes greifbar ist.
Hier ausgewählte Bilder zur Illustration.
01. Eine Übersichtskarte mit dem Verlauf des Gehölzgrabens als dicke blaue Linie von links oben nach rechts unten und dem verrohrten östlichen Gehölzgraben als dünner hellgrüner Linie rechts unten.
02. Verlauf des historischen westlichen Zuflusses des Gehölzgrabens auf mit Karte von 1911-15 überblendetem Stadtplan.
03. Die ersten drei östlichen Entwässerungsgräben und ihre zwei Quergräben mit roten tatsächlichen Fließrichtungen sowie einem rot eingekreisten unrichtigen offiziellen Fließpfeil.
04. Der vierte Entwässerungsgraben.
05. Der fünfte Zufluss mit quelligem Bereich als rotem Punkt.
06. Großflächig überflutetes 2. Wandsbeker Gehölz mit Gehölzgraben im Vordergrund am Abend des 27. Juni 2024 (Blick nach Nordosten).
08. Austritt des Gehölzgrabens südlich der Bahnlinie Hamburg-Lübeck.
09. Austritt des Gehölzgrabens südlich der Baustraße für die S-Bahnerweiterung.
10. Gehölzgraben zwischen Gehölzwegbrücke und Bahnlinie.
11. Gehölzgrabenbrücke.
12. Gehölzgraben zwischen Gehölzweg- und Waldfriedenbrücke (Blick nach Süden).
13. Dasselbe in Richtung Norden.
14. Waldfriedenbrücke.
15. Von Kindern und Jugendlichen errichtete Holzfurt zwischen Waldfriedenbrücke und Südlicher Fußgängerbrücke.
16. Südliche Fußgängerbrücke.
17. Durchlass unter der Jüthornstraße.
18. Blick von der Jüthornstraßenbrücke in Richtung Norden.
19. Gehölzgraben zwischen Jüthornstraße 84 und 86.
20. Gehölzgraben zwischen Nöpps 39 und 41.
22. Mündung des 1. Entwässerungsgrabens in den Gehölzgraben.
Und hier zwei Filme.
07
21
07. Erhebliche Wassermengen am Abend des 27. Juni 2024 machen den Gehölzgraben flussabwärts der Südlichen Fußgängerbrücke zu einem reißenden Bach.
21. Mündung des östlichen Gehölzgrabens (rechts, fast ohne Strömung) in den Gehölzgraben südlich des Nöpps’.
Schließlich die von WordPress ohne Fehlermeldung nicht hochgeladenen restlichen Bilder. (Beschriftungen für alles folgen nach Freischaltung.)
23. Mündung des 2. Entwässerungsgrabens in den Gehölzgraben.
24. Mündung des 3. Entwässerungsgrabens in den Gehölzgraben.
25. Mündung des 4. Entwässerungsgrabens in den Gehölzgraben.
26. Mündung des natürlichen 5. Zuflusses in den Gehölzgraben.
27. Oberlauf des 1. Entwässerungsgrabens, rechts der 1. Quergraben.
28. 1. Quergraben.
29. Oberlauf des 2. Entwässerungsgrabens, links der 1. Quergraben.
30. 2. Quergraben.
31. Oberlauf des 3. Entwässerungsgrabens, links der 2. Quergraben.
32. Trockengefallener 4. Entwässerungsgraben in Richtung Gehölzgraben.
33. Quelliger Bereich des natürlichen 5. Zuflusses des Gehölzgrabens.
Ein Bild habe ich selber noch vergessen: Entschuldigung.
34. Oberlauf des 4. Entwässerungsgrabens östlich des Fußwegs hinter dem Waldfrieden.